Freitag, 14. Januar 2011

Ist Partnerschaft heutzutage nur noch eine Illusion?

Eine Illusion ist die Partnerschaft dann, wenn man irrigerweise folgende drei Gedanken im Kopf hat:

- Es gibt "den Richtigen/die Richtige".
- Die Weisheit "Gegensätze ziehen sich an" kann ein fehlendes Zueinanderpassen ersetzen.
- Liebe allein reicht für eine dauerhafte Ehe.

Partnerschaft ist auch heute keine Illusion, wenn man in einer Partnerschaft weniger ein Schlaraffenland sieht, wo man alle seine Wünsche erfüllt bekommt. Erfolgreich läuft es, wenn man die Partnerschaft vielmehr als einen gemeinsam zu bestellenden Garten sieht: Die Partnerschaft als der Lebensbereich, wo man seine wichtigsten und intimsten Persönlichkeitsanteile kennen lernen, ausloten, entwickeln und entfalten kann.

Und zwar gemeinsam besser als alleine. Wenn man Partnerschaftskrisen als Erfahrung schätzt, die zeigen, dass die Liebe stärker ist als die Probleme selbst. Das gibt Vertrauen, das stärkt und trägt. Und wenn man die gemeinsam verbrachten Jahre als einen unwiederbringlichen und nicht käuflichen Erfahrungsschatz wertet.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Freitag, 7. Januar 2011

Warum wir Affären haben

Aus mittelmäßigen Beziehungs-Ratgebern wissen wir: Wir sind seriell monogam, der Seitensprung ist genetisch bedingt. Soll heißen: Wir Menschen können ja gar nichts dafür, wenn wir ab und zu mit anderen in die Kiste springen. Die Konsequenz daraus: Wir müssen uns mit der Untreue des Partners / der Partnerin abfinden - Er/sie kann ja nichts dafür.

Das ist natürlich wie so oft nur die halbe Wahrheit. Wohl schlummert in jedem von uns ein potentieller "Seitenspringer". Und die evolutionär-psychologische Erklärung, dass wir so die Chancen für gesunden Nachwuchs erhöhen und deshalb nur das tun, was für unsere Vorfahren und unsere ganze Spezies wohl überlebenswichtig ist - das ist auch plausibel. Aber für den wahren Grund, aus dem die unmittelbare Entscheidung für einen Seitensprung erwächst, braucht man im Prinzip keine komplexe Erklärung. Die Erklärung ist statt dessen recht einfach: Sexuelle Unzufriedenheit.

Das belegt eine Studie im Auftrag von Theratalk, bei der über 2500 untreue Männer und Frauen nach den Gründen ihrer Untreue gefragt wurden. Danach entscheiden sich 79% der Männer für eine Affäre, weil sie mit der Sexualität in der Partnerschaft unzufrieden sind. Bei den Frauen sind es sogar 85%. Natürlich gehen auch sexuell zufriedene Partner fremd, aber die Wahrscheinlichkeit für einen Seitensprung ist wesentlich geringer, wenn beide Partner glauben, dass es im Bett funktioniert.

Das probate Mittel gegen Seitensprünge ist daher: Prävention. Und das vor allem durch partnerschaftlicher Kommunikation über Sex und Zärtlichkeit. Die Kunst besteht darin, mit dem eigenen Partner über Wünsche und Vorlieben zu sprechen und vor allem über die Dinge offen zu reden, die stören.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: www.theratalk.de

Dienstag, 4. Januar 2011

Gehirnoptimierung - Segen oder Fluch?

"Neuro-Enhancement" am Arbeitsplatz immer beliebter: Medikamente, die die geistige Leistungsfähigkeit steigern werden auch in Deutschland immer öfter eingenommen. Über Nutzen, Schaden und ethische Vertretbarkeit der sogenannten 'Neuro-Enhancer' streiten die Experten.

Einer Umfrage der DAK zufolge haben fünf Prozent aller Berufstätigen schon mindestens einmal Aufputschmittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit genommen - ohne medizinische Indikation. Zwei Prozent der Befragten gaben an, sich regelmäßig vor wichtigen Terminen zu 'dopen'. Dabei stellten die Untersucher auch einen klaren Geschlechterunterschied fest: Während Männer vorwiegend 'Wachmacher' zur vorübergehenden Leistungssteigerung einnahmen, griffen Frauen häufiger zu Sedativa, wie zum Beispiel Schlafmitteln.

Schwierig ist es, eine Grenze zu ziehen, ab welchem Präparat die künstliche Leistungssteigerung nicht mehr 'angemessen' oder 'normal' ist. Denn exzessiver Konsum von Koffein oder Nikotin kann durchaus dieselben aufmerksamkeitssteigernden Effekte haben wie Ritalin oder Amphetamine. Experten sprechen deshalb davon, dass es 'derzeit keine überzeugenden grundsätzlichen Einwände gegen eine pharmazeutische Verbesserung des Gehirns oder der Psyche gibt'.

Die beliebtesten Präparate:
- Methylphenidat: Steigert kurzfristig die Aufmerksamkeit. Besser bekannt unter dem Handelsnamen 'Ritalin' wird der Stoff bei der Behandlung der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und vereinzelt unterstützend bei Depressionen eingesetzt. Hochdosiert hat es eine euphorisierende Wirkung.
- Antidementiva: Ursprünglich zur Verbesserung von Gedächtnis und Aufmerksamkeit bei Demenzkranken entwickelt, haben Tests gezeigt, dass diese Medikamente auch bei Gesunden die Hirnleistung über eine gewisse Zeit verbessern.
- Amphetamine: Speed und Ecstasy sind die illegalen Varianten dieser euphorisierenden Gruppe von Medikamenten. Die Präparate haben oft erhebliche Nebenwirkungen.
- Modafinil: Hilft gegen das Schichtarbeiter-Syndrom, aber auch gegen Jetlag. Und macht sofort 'fit'.

Im Moment ungeklärt sind allerdings die Langzeitwirkungen chronischer oder sporadischer Einnahme von Neuro-Enhancern. Vielleicht sollte man deshalb noch ein wenig Vorsicht walten lassen, bevor man zum Medikamentenschrank greift. Und erst einmal die Ergebnisse der Langzeitstudien aus den USA abwarten - dort ist der Konsum leistungssteigernder Präparate seit längerem sehr viel weiter verbreitet als hierzulande.

Weiter ungeklärt ist auch das Suchtpotential der Medikamente. Die Weitergabe der Präparate an Kinder und Jugendliche ohne medizinischen Rat ist deshalb höchst gefährlich und kann geahndet werden.

Für die große Mehrheit der Menschen, die ihre geistige Leistungsfähigkeit steigern, aber auf Medikamente verzichten wollen, bieten sich natürlich die klassischen Methoden an: Autogenes Training, Denksport, Meditation, Bewegung und Coaching können dieselben Wirkungen haben. Allerdings ohne die gefürchteten Nebenwirkungen und vor allem langfristig leistungssteigernd. Und kurzfristig kann man ruhig einmal zu Kaffee oder Schokolade greifen.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Gehirn und Geist, 3.1.2011