Freitag, 26. Februar 2010

Zauberwort "Wir"

Die Kommunikationsformen in der Partnerschaft sind ein entscheidender Faktor für Glück oder Unglück in der Beziehung. Besonders bei Konflikten zeigt die Wortwahl der Partner an, ob eine Lösung gefunden wird oder Dauerstreit vorprogrammiert ist.

Zentral ist dabei das Wörtchen 'Wir' in allen seinen Formen. Forscher der University of California in Berkeley fanden heraus: Je öfter beide Partner in Konfliktsituationen 'wir', 'uns', 'unser' benutzten, desto häufiger schafften sie es, ihre Konflikte schnell beizulegen. Zudem war das Stressniveau beider Partner, gemessen durch Selbstberichte und Hormonspiegel, bedeutend niedriger.

Das Forscherteam um Prof. Robert Levenson fand außerdem, dass Partner, die Ihre 'Individualität' betonten (also häufig Wörter wie 'Ich', 'du', 'mich' verwendeten), in ihrer Ehe oder Partnerschaft insgesamt unglücklicher waren.

Paare, die länger zusammen lebten, benutzten auch öfter Ausdrücke, die das Gemeinsame in der Beziehung betonen. Und sie waren im Durchschnitt auch glücklicher. Levenson und sein Kollege Benjamin Seidel vermuten, dass die gemeinsame Überwindung von Hindernissen und gemeinsam erlebtes Glück sowohl die Kommunikation, als auch das Wir-Gefühl verändern. Beide Faktoren wirken sich wiederum positiv auf die Beziehungsqualität aus.

Für kleine wie große Konflikte in der Beziehung ist die Botschaft eindeutig: Benutzen Sie wo es geht das Wort 'Wir', beziehen Sie Ihren Partner mit ein und machen Sie ihm/ihr klar, dass Sie eine Einheit sind. Das schweißt zusammen!


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: UC Berkeley (2010). Couples who say 'we' do better at resolving conflicts. ScienceDaily. Retrieved February 17, 2010

Dienstag, 23. Februar 2010

Kommunikation und Empathie

Vielen Leuten gehen Leute auf die Nerven, die Aussagesätze wie Fragen aussprechen? Allerdings zeigt eine neue Studie der University of Southern California: Die Fähigkeit, während des Sprechens die Intonation zu variieren ist ein Zeichen von großem Einfühlungsvermögen?

Ein Experiment der Forscherin (mit dem wohlklingenden Namen) Lisa Aziz-Zadeh zeigt einmal mehr, dass bei der Kommunikation oft genug der Ton die Musik macht. Versuchsteilnehmer, die in solchen Hirnarealen verstärkte Aktivität zeigten, die für die Prosodie (sprich: die Sprachmelodie) zuständig sind, schnitten auch besser in einem Test zu Empathie und sozialem Verständnis ab.

Logisch, denn über die Sprachmelodie wird, genau wie über die nonverbalen Kommunikationskanäle, nicht so sehr der Inhalt einer Botschaft übermittelt, sondern vielmehr der emotionale Gehalt unserer Äußerungen. Und der ist eigentlich in den meisten Situationen viel wichtiger für unsere Kommunikationspartner.

Derzeit erforscht Aziz-Zadeh Möglichkeiten, soziales Verständnis über Sprache zu trainieren.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Lisa Aziz-Zadeh, Tong Sheng, Anahita Gheytanchi (2010). Common Premotor Regions for the Perception and Production of Prosody and Correlations with Empathy and Prosodic Ability. PLoS ONE, 2010; 5 (1)

Freitag, 19. Februar 2010

Wie man sich (neu) verliebt

Der Psychologe Arhur Aron von der Stone Brook University, New York, fand ein todsicheres Rezept, sich zu verlieben. Und er bestätigte seine Überlegungen auch noch experimentell.

Dazu bat er Versuchsteilnehmer im heiratsfähigen Alter in sein Labor - immer paarweise, Mann und Frau. Dort wies er seine Versuchspaare an, sich eine halbe Stunde lang gegenseitig mehr oder weniger intime Details aus ihrem Privatleben zu erzählen. Nach dieser halben Stunde Seelenoffenbarung sollten sie sich einfach nur vier Minuten lang tief in die Augen sehen.

Dann wurde die Zweisamkeit beendet und die Experimental-'Partner' einzeln zu ihren Empfindungen befragt. Viele berichteten, dass Sie im letzten Teil des Experiments spontan romantische Gefühle entwickelten. Ein Paar heiratete bald darauf.

Das Experiment zeigt, wie wichtig Kommunikation, Selbstoffenbarung und Vertrauen für Liebe und Partnerschaft ist. Und für alle Singles birgt das Experiment eine wahre Liebes-Zauber-Formel in drei Schritten:
  1. Treffen Sie sich mit einem fremden potentiellen Partner.
  2. Unterhalten Sie sich eine halbe Stunde über persönliche Dinge.
  3. Bekommen Sie es irgendwie hin, dass Sie sich für ein paar Minuten tief in die Augen sehen.
Verheirateten Paaren empfehlen wir, die Übung einmal mit dem eigenen Partner durchzuführen. Bitten achten Sie aber darauf, dass Sie in den Minuten nach dem Experiment ungestört sind ;-)


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://science.nationalgeographic.com/science/health-and-human-body/human-body/true-love.html

Dienstag, 16. Februar 2010

Autsch! Verlust von Geld kann schmerzhaft sein

Wer sich noch an Walt Disney's Lustige Taschenbücher erinnert, hat jetzt vielleicht den guten alten Dagobert Duck vor Augen: Nach finanziellen Verlusten ist der wahlweise erst einmal 'krank', zieht sich zurück oder krümmt sich, als ob er Schmerzen hätte.

Was im Comic überzogen dargestellt ist, kommt in milderer Form in der Realität allerdings auch vor. Wissenschaftler vom University College London beobachteten Versuchsteilnehmer, die in einem Wett-Spiel Geld verloren. Sie benutzten dazu fMRI (funktionelle Magnetresonanztomographie). Mit diesem röntgenähnlichen Verfahren konnten Sie den Gehirnen der Probanden bei der 'Trauerarbeit" zusehen.

Sobald die Teilnehmer einen Verlust erlitten hatten oder einen drohenden Verlust kommen sahen, wurden Hirnregionen aktiv, die auch bei körperlichem Schmerz und psychischer Trauer vermittelnd eingreifen. Diese Areale sitzen tief im Gehirn und erkennen Schmerz und Verlust bereits bevor diese Zustände uns überhaupt als Gefühle bewusst werden, ja sogar bevor wir überhaupt einen Verlust erleiden. Die Forscher um Ben Seymour vermuten deshalb, dass wir Schmerz und Angst in diesem frühen Zustand unterdrücken können, so dass wir noch handlungsfähig bleiben. Eventuell sogar, um drohenden Verlust zu vermeiden.

In weiteren Studien erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über die Entstehung von Spielsucht und unkontrollierbarer Angst vor drohenden Verlusten.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Ben Seymour, Nathaniel Daw, Peter Dayan, Tania Singer, Ray Dolan
(2007). Differential encoding of losses and gains in the human striatum.
Journal of Neuroscience. 27(18):4826-31.

Dienstag, 9. Februar 2010

Ausgepowert

Kommen Sie öfter von einem geistig anstrengenden Arbeitstag nach Hause und haben überhaupt keine Lust mehr auf Bewegung? Und das obwohl Sie am morgen motiviert und fest entschlossen waren, heute abend noch eine oder zwei Übungseinheiten im Studio zu absolvieren? Oder haben Sie sich jemals vorgenommen, nach den Zahlen der letzten Woche und den fälligen Telefongesprächen noch joggen zu gehen, nur um festzustellen, dass Sie danach einfach keine Lust mehr darauf haben?

Wir haben nicht unendlich Willenskraft zur Verfügung. Genauer gesagt ist unsere Willenskraft eine begrenzte Ressource, die irgendwann leer ist - wie ein Akku.

Das belegt eine Studie der Psychologin Kathleen Martin Ginis von der McMasters University in Kanada. Sie ließ ihre Versuchspersonen wiederholt den sogenannten 'Stroop-Test' über längere Zeit bearbeiten. Eine faszinierende und witzige, aber gleichzeitig kognitiv fordernde Aufgabe, bei der Farbwörter wie blau oder rot in verschiedenen Farben geschrieben sind. Die Schwierigkeit besteht darin, die Farben der Wörter zu benennen, ohne die Farbwörter auszusprechen (Beispiel: rot blau grün weiss). Sie können eine Kurzfassung des Tests z.B. HIER selbst machen. Der Test ist übrigens völlig ungefährlich und in seiner Kurzfassung eher faszinierend als ermüdend.

"Nachdem wir diese mentale Aufgabe dazu benutzt hatten, die Selbstregulierungskapazität [sprich: die Willenskraft, d.Red.] der Teilnehmer zu schwächen, schafften sie es nicht mehr, das gleiche Sportprogramm durchzuziehen wie ihre Kollegen, die den Test nicht über längere Zeit bearbeitet hatten" stellt Ginis fest. Je mehr Anstrengung sie in die Tests steckten, desto eher sagten sie Trainingstermine während der 8-wöchigen Studiendauer ab.

"Wir haben einfach ein begrenztes Maß an Willenskraft" schließt Ginis, schiebt jedoch die gute Nachricht gleich nach:
"Ja, es gibt Strategien, geschwächte Willenskraft zu bekämpfen. Musik hören zum Beispiel oder - wie wir in einer unserer Studien gezeigt haben - feste Trainingspläne. Mit anderen Worten: Man muss sich selbst dazu verpflichten, zu trainieren. Unabhängig davon, was man tagsüber so tut einen festen Trainingstermin setzen und wahrnehmen."

Unser Wille ist trainierbar.
Ginis sät sogar noch mehr Hoffnung: Wir können unsere Selbstregulierungskapazität dauerhaft erhöhen, wenn wir uns Trainingspläne machen. Oder uns zwingen, jede Nacht noch eine halbe Stunde extra zu lernen. Oder die letzte Viertelstunde Mittagspause zu kürzen, damit wir früher nach Hause gehen können. Oder immer wieder dem zweiten Stück Kuchen entsagen. "Willenskraft ist wie ein Muskel: Sie muss gefordert werden, damit sie gefördert wird" behauptet Ginis.


gepostet i.A. von Dr Stephan Lermer
Quelle:
McMaster University (2009, September 25). Rough Day At Work? You Won't Feel Like Exercising.

Dienstag, 2. Februar 2010

Schlafen Sie sich schlau!

Am besten lernt der Mensch im Schlaf.

Seit einiger Zeit ist durch Ergebnisse der Hirnforschung belegt, dass wir im Schlaf Dinge verarbeiten, die wir im Laufe des vorangegangenen Tages oder sogar schon vor längerer Zeit erlebt haben.

Dazu gehören auch 'Lernereignisse': Material, das wir für Prüfungen, Meetings, Präsentationen oder ganz allgemein für Entscheidungen im Kopf haben sollten, wird über Nacht 'konsolidiert'. Komplexe Prozesse in den Gedächtniszentren unseres Gehirns sorgen in bestimmten Schlafphasen dafür, dass uns unsere Erinnerungen dauerhaft zur Verfügung stehen. Dieses Phänomen wurde sogar schon als Argument für die alles entscheidende Frage aufgeführt: Warum brauchen wir eigentlich überhaupt Schlaf?

Bisher nahmen die Forscher an, dass die wirklich effektiven Konsolidierungsprozesse ausschließlich im Schlaf ablaufen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern der New York University untersuchte nun mit Hilfe bildgebender Verfahren die Gehirne von Studenten, die zwischen zwei Lernepisoden eine Kaffeepause einlegten. Die Versuchsteilnehmer durften sich dazu in ein Kerspin-Gerät legen und einfach einmal an gar nichts denken.

Die Forscher stellten dabei fest, dass die Gehirne ihrer Probanden während dieser Entspannungsphase erstaunlich viel Aktivität zeigten. Und zwar genau in den Hirnregionen, die uns während des Schlafes helfen, aufgenommene Informationen langfristig zu speichern.

Die eindeutige Botschaft der Wissenschaftler lautet: Gönnen Sie sich Ruhepausen, um gelernte Informationen zu verarbeiten. Versuchen Sie nicht, über mehrere Stunden am Stück zu lernen oder zu diskutieren. Sie werden effektiver sein, wenn Sie sich zwischendurch aktiv entspannen und einige Minuten lang an völlige andere Dinge denken als an das, was Sie gerade lernen oder leisten müssen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: New York University (2010, January 29). A mind at rest strengthens memories, researchers find. ScienceDaily