Freitag, 29. Oktober 2010

Entfremdung?

"Je länger man zusammen ist, desto schlechter kennt man sich" behauptet jetzt eine Schweizer Studie, die im Journal of Consumer Psychology veröffentlicht worden ist.

Was zunächst recht zweifelhaft erscheint, belegen die Baseler Forscher immerhin mit Daten: Sie baten 78 Paare ins Labor. Dort fragten sie nach den jeweiligen Vorlieben der Partner. 29 der Paare waren über 40 Jahre verheiratet, 58 der Paare erst einige Jahre zusammen. Der auch von den Forschern unerwartete Befund: Die Jüngeren kannten sich offenbar besser bei den Vorlieben ihrer Partner in den Bereichen Essen, Filme und Küchenmöbel aus.

Allerdings: So ganz mag die Statistik nicht zu überzeugen. Die durchschnittliche Trefferquote des Geschmacks des Partners lag bei 40%. Die älteren Paare sagten dabei zu 36% vorher, was ihr Partner mochte, die Jüngeren kamen auf 42%.

Die Forscher nehmen jedenfalls an, dass sich die "jüngeren" Paare besser kennen, weil sie am Anfang der Beziehung noch motivierter sind, die Vorlieben des anderen zu ergründen. Mit der Zeit ließe dieses Bedürfnis nach und so wisse man nach einigen Jahren weniger als am Anfang. Es darf diskutiert werden...



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: boj/dpa

Dienstag, 26. Oktober 2010

Lügen haben verräterische Muster

Beim Versuch, die wahren Quartalsergebnisse großer US-Firmen vor der offiziellen Bekanntgabe besser zu prognostizieren, stießen Forscher der Stanford-Universität auf ein interessantes Muster.

Sie analysierten knapp 30.000 Telefonkonferenzen von Topmanagern, die zwischen 2003 und 2007 stattgefunden hatten. Anschließend formulierten sie ein Modell, mit dessen Hilfe sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Lügen und Beschönigungen entlarven können. Hier eine Auswahl ihrer Ergebnisse:

Wenn Führungskräfte unwahre oder ungenaue Angaben zum Abschneiden des Unternehmens machen, benutzen sie sehr viel häufiger "wir" statt "ich". Damit verteilen sie (zumindest gefühlt) die Verantwortung für unzulängliche Informationen oder schlechte Ergebnisse auf viele virtuelle Schultern.

Unwahre Äußerungen spiegeln sich auch in der häufigen Verwendung von gefühlsbetonten Worten wider: "Großartig", "stark" und "unglaublich" sind Kandidaten, die die Glaubhaftigkeit erhöhen sollen - und in Wirklichkeit Lügen kaschieren.

Die Verwendung von Allgemeinplätzen schließlich ("Jeder weiß doch , dass...") ist ein weiteres Indiz dafür, dass die folgenden Aussagen unwahr oder zweifelhaft werden.

Mit ihrem Analysetool versuchen die Stanford-Professoren, Voraussagen über Unternehmenszahlen zu verbessern. Letztlich kommt ihre Forschung also den Anlegern zugute.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: DPA

Freitag, 22. Oktober 2010

Kopf verdreht

Niederländische Forscher haben einmal wieder Öl ins Feuer des "Geschlechterkampfes" gegossen.

Auf der Suche nach den Gründen für die schlechteren Ergebnisse der Männer bei Uniprüfungen stießen Johan Karremans und seine Kollegen von der Radboud Universität nämlich auf einen ebenso kuriosen wie logischen Befund.

Sie baten freiwillige Versuchsteilnehmer (männliche und weibliche) zu einem Intelligenztest. Vor dem Test sollten Sie sich kurz mit einer attraktiven Person des anderen Geschlechts unterhalten. Ihre Leistung im Test diente als Maß dafür, wie sehr sie sich von der zum Flirten einladenden Situation haben ablenken lassen.

Das Ergebnis: Unterhielten sich die männlichen Studenten zuvor mit einer attraktiven Frau, sanken ihre Leistungen deutlich ab. Frauen dagegen konnten sich dagegen auch nach dem Flirt voll auf die Aufgaben konzentrieren und machten nicht weniger Fehler. Und das, obwohl sie (wie die Männer auch) zugaben, dass sie ihren Flirtpartner attraktiv gefunden und die Situation genossen hätten.

Offensichtlich sind Männer in der Gegenwart attraktiver Frauen darum bemüht, Eindruck zu machen. Der Hormoncocktail, der in solchen Situationen automatisch ausgeschüttet wird, wirkt zusätzlich ablenkend. Oder besser: Er fokussiert die Männer auf ihre evolutionäre Verpflichtung. Auf Kosten ihrer Problemlösefähigkeit.

Die Gute Nachricht: Der Effekt ist nur vorübergehend.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer


http://karremans.socialpsychology.org/

Dienstag, 19. Oktober 2010

Gutes Betriebsklima zahlt sich aus

Freundliches Miteinander und ein höflicher Umgangston unter Kollegen schlagen sich direkt im Umsatz nieder. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der University of Southern California, Los Angeles.

Die Forscher beobachteten über eine gewisse Zeit die Kundenzufriedenheit und den Absatz in geschäften, Restaurants und Banken. Dann setzten sie diese wichtigen Faktoren in Beziehung zum Umgang der Belegschaft untereinander. Dabei zeigte sich, dass Kunden, die einen eher rauhen Umgangston bemerkt hatten, weniger positiv über das Unternehmen urteilten und weniger kauften - auch dann, wenn sie selbst freundlich und zuvorkommend behandelt wurden.

Herrschte allerdings ein für die Kunden sichtbar gutes Arbeitsklima, fühlten sie sich wohl und waren bereit, dem Unternehmen mehr zu vertrauen. Sie Studie belegt, dass Kundenorientierung und Kundenbindung bereits bei der Betriebsklimahygiene beginnt.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: FAZ, 25.07.2010

Freitag, 15. Oktober 2010

Parameter der Partnerwahl

"Überlassen Sie die Partnerwahl nicht dem Zufall...!" raten die Autoren einer wissenschaftlichen Studie aus der Schweiz. Sie erhoben über 5 Jahre lang persönliche Daten aus mehr als 1000 Paarbeziehungen und setzten diese Daten damit in Beziehung, ob sich die Paare im Untersuchungszeitraum trennten oder nicht.

Rein statistisch gesehen ist die Trennungswahrscheinlichkeit am geringsten, wenn
  • beide Partner die gleiche Nationalität haben
  • beide Partner nicht bereits geschieden waren
  • Er mindestens fünf jahre älter ist als sie
  • sie gebildeter ist als er
Die meisten Partnerbörsen im Internet arbeiten bereits mit ähnlichen "Formeln" für privates Glück. Immerhin versprechen sie sich und ihren Kunden damit die größtmögliche Wahrscheinlichkeit für eine dauerhafte Partnerschaft. Funktioniert das deshalb immer und sind wir wirklich am glücklichsten, wenn wir streng mathematisch vorgehen? Nein, natürlich nicht. Und natürlich ist auch erwiesen, dass wir manchmal das Unerwartete, eigentlich Unpassende vorziehen. Das ist nur allzu menschlich: "Wo die Liebe hinfällt...."


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: lub/AFP

Dienstag, 12. Oktober 2010

Die Gründerpersönlichkeit (2)

Im Beitrag vom 5.10.2010 berichteten wir über die "Angst vor dem Scheitern", die viele Unternehmensgründungen schon im Keim erstickt. Diese Angst scheint spezifisch deutsch zu sein, denn bei den Unternehmensneugründungen schneidet Deutschland schon seit Jahren im internationalen Vergleich schlecht ab.

Bleibt die Frage: Was braucht ein Unternehmensgründer eigentlich - außer geringer Angst vorm Scheitern? Welche Fährigkeiten und Eigenschaften muss er/sie mitbringen, damit die Gründung nicht schon in der Anfangsphase schiefgeht?

Für Professor Günter Müller, Co-Autor einer groß angelegten Studie des BDP (Berufsverband deutscher Psychologen und Psychologinnen)
besteht die "unternehmerische Eignung" zunächst aus einigen wichtigen Persönlichkeitsfaktoren: Sie lieben Aufgaben, die sie herausfordern. Sie haben ein Faible für Freiheit und Unabhängigkeit. Und sie schreiben Erfolge ihren eigenen Fähigkeiten zu, während sie Misserfolge auf widrige Umstände schieben. Das alles hilft, "dabei zu bleiben", selbst wenn es einmal nicht so gut läuft. Denn Rückschläge und Unsicherheit muss man aushalten können.

Mindestens für genauso wichtig hält Müller solche Fertigkeiten, die durch Bildung und Training erfahren werden: Sozialkompetenz, Zeitmanagement, Selbstmanagement und Resilienz. Wer glaubt, als fertiger Unternehmer auf die Welt gekommen zu sein, hat wahrscheinlich übersehen, dass er/sie ein der eigenen Sozialisation die wichtigsten Verhaltensregeln und Eigenschaften erst lernen musste.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.bdponline.de/web/newsletter/2010/05.html

Freitag, 8. Oktober 2010

Sind Seitensprünge einkommensabhängig?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Männer untreu werden steigt mit der Ungleichheit des Einkommens zwischen den Partnern.

Das ist das interessante Ergebnis einer Studie der Soziologin Christin Munsch von der Cornell University (USA). In einer Langzeitstudie beobachtete Sie Einkommensverhältnisse und Verhalten von Paaren. Dabei zeigte sich, dass Männer umso häufiger fremd gehen, je größer die finanzielle Abhängigkeit von ihren Frauen ist. Männer ohne eigenes Einkommen gehen beispielsweise fünfmal so häufig fremd wie Männer, die genau so viel verdienen wie ihre Partnerinnen.

Klingt paradox. Munsch vermutet, dass Männer, die weniger verdienen als ihre Frauen einfach chronisch unzufrieden sind und sich deshalb "Ersatzbefriedigung" suchen. Aber auch das Gegenteil trifft zu: Männer, die wesentlich mehr verdienen als ihre Frauen, haben ebenfalls ein erhöhtes "Risiko" für Seitensprünge. Die partnerschaftlich sichersten Verhältnisse fand Munsch bei Paarbeziehungen, in denen die Frau 75% vom Einkommen des Mannes verdiente.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Christin Munsch (Cornell University, Ithaca, USA) et al.: 105th Annual Meeting of the American Sociological Association

Dienstag, 5. Oktober 2010

Die Gründerpersönlichkeit

Selbständigkeit ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit: Nur etwa 10,5% aller erwerbstätigen Deutschen sind selbständig. Vergleicht man diese Zahl mit dem Schnitt anderer Länder, so fragt man sich, wie die deutsche Gesellschaft aus der Gründermentalität der Nachkriegsjahre (durchschnittlich 30% Neugründungen in den 50er Jahren) in eine solche "unternehmerische Lethargie" fallen konnte: Deutschland nimmt von 20 untersuchten Industrienationen gerade einmal den 15. Platz ein. Abgehängt zum Beispiel von der Schweiz, den Niederlanden oder Großbritannien.

Ganz zu schweigen von den USA. Und beim Vergleich mit dem transatlantischen "großen Bruder" sieht man auch sehr schön, warum das so ist: "Hinfallen ist dort nicht schlimm, [in Deutschland] kommt es einer Katastrophe gleich" analysiert Marie-Dorothee Burandt, Co-Autorin einer groß angelegten Studie des BDP (Berufsverband deutscher Psychologen und Psychologinnen).

Laut der Studie ist es die Angst vor dem Scheitern, das vielen potentiellen Gründern die Selbständigkeit verwehrt: "Wer in Deutschland als Selbständiger scheitert, steht nur schwer wieder auf. Das Bild, nichts zu taugen, es nicht geschafft zu haben, haftet an einem wie ein Makel." Unternehmensgründer sind in der Regel dadurch motiviert, etwas Neues zu leisten, sich durchzusetzen und sich von der Gesellschaft abzuheben. Wenn allerdings die Gesellschaft die Werte Freiheit, Durchsetzungsstärke und Unabhängigkeit nicht schätzt und Unternehmer immer häufiger mit Abzockern gleichgesetzt werden, will das schließlich keiner mehr ernsthaft anstreben.

Deshalb rät Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages: "Wir brauchen [...] eine deutschlandweite Offensive für das Verständnis von Unternehmertum."

Die Studie des BDP berichtet allerdings auch von positiven Aspekten: Von der idealen Gründerpersönlichkeit und von der "Ausbildung" zum Unternehmensgründer durch Bildung und Training. Wird nächste Woche fortgesetzt.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.bdponline.de/web/newsletter/2010/05.html

Freitag, 1. Oktober 2010

Was Frauen wollen...

...ist Intelligenz! Das behauptet eine Studie der University of California in Davis. Sie bescheinigt Frauen bei der Partnerwahl neben dem Aussehen vor allem auf die mentalen Fähigkeiten zu achten.

Die Forscher filmten für ihr Experiment 15 junge Männer bei verschiedensten Aufgaben: Texte vorlesen, Frisbee werfen, Sprachtests, bis hin zur Erklärung, warum gerade sie die richtigen Partner seien.

Dann zeigten sie die Videos 200 jungen Frauen und ließen diese einschätzen, wie kreativ, attraktiv und intelligent die Männer seien. Außerdem baten sie die Frauen um eine knappe globale Einschätzung: Würde sich der Mann für sie persönlich als kurz- oder langfristiger Partner eignen?

Das Ergebnis: Sowohl für One-Night-Stands als auch für langfristige Partnerschaften wählten die Frauen eher Männer, die sie für intelligenter hielten. Die Forscher um Dr. Mark Prokosch waren von dem Ergebnis überrascht, denn frühere Studien schienen zu zeigen, dass die kurzfristige Partnerwahl ausschließlich auf Attraktivität beruht (in diesem Fall: "Männliche" Attribute wie Körpergröße, markantes Gesicht oder breite Schultern). Weitere Studien sollen darüber Aufschluss geben, ob und wie sich die unbewusst wahrgenommene Intelligenz potentieller Partner auf die Liebe auswirkt.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Mark Prokosch (Universität von Kalifornien in Davis) et al.:. Evolution and Human Behavior, DOI: 10.1016/j.evolhumbehav.2008.07.004