Dienstag, 30. März 2010

Analoge und digitale Kommunikation

Nach dem berühmten Kommunikationsforscher Paul Watzlawick gibt es 'analoge' und 'digitale' Kommunikation.
Als digitale Kommunikationsform gilt alles, was definiert verschlüsselt ist (Zahlen, Buchstaben, Wörter, Piktogramme, Verkehrszeichen usw.). Digitalisierte Kommunikation ist quantifizierbar, berechenbar (zum Beispiel lassen sich in Word Wörter zählen).

So könnte man bei einer Sprachinhaltsanalyse berechnen, wie viele negative Formulierungen in Form von "un-", "kein", "nicht" oder eindeutig negative Begriffe wie etwa "verunglimpfen", "problematisch", "missmutig", usw. ein Schreiber verwendet hat. Und zwar im Vergleich zu einem anderen Schreiber, der deutlich mehr positive Begriffe verwendet, indem er Begriffe wie "leicht", "Herausforderung", "beeindruckend", "förderlich", "bereichernd", "lächelnd" usw. einsetzt. Und zudem passive Formulierungen unterlässt, dafür eine warme Bildsprache pflegt.

Analoge Kommunikation geht über das Wort hinaus.
Doch wir haben ja nicht nur das Wort allein. Sondern auch den Ton dazu, der die Musik macht: den ganzen Bereich der analogen Kommunikation. Es ist vor allem die Körpersprache, mit der wir subjektive Einstellungen und Sichtweisen vermitteln ("Mein Fisch war soooo groß"): Durch Blick, Mimik, Gestik, Körperhaltung. Analog kommunizieren wir auch parasprachlich, zum Beispiel durch die Lautstärke, die Sprechgeschwindigkeit, die Betonung usw.

Vielfach ist unsere verbale Kommunikation unserer Sinneswahrnehmungen analog: Wir sagen beim Riechen fast immer: Hier riecht es wie nach/bei/damals/in... Auch bei der Verbalisierung akustischer, optischer oder haptischer (Berührungs-) Empfindungen äußern wir meist einen relativen Eindruck im Verhältnis zum Üblichen oder Angenehmen: Hier ist es zu laut, zu hell, zu eng...


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag.

Dienstag, 23. März 2010

Inhalt vs. Beziehung

"Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt" heißt das zweite berühmte 'Axiom' des Kommunikationsforschers Paul Watzlawick.

Neben der inhaltlichen Aussage schwingt in vielen Äußerungen mit, was wir nebenbei noch ausdrücken wollen: "Da bist du ja endlich wieder" heißt ja nicht nur: 'Ich sehe dich, du bist also zurück. Aha.' Sondern es heißt vielmehr: 'Du hast mir gefehlt, ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht, schön, dass ich dich jetzt wieder in meiner Nähe habe, ich freue mich über deine Anwesenheit.'

Dabei gilt: Die Beziehungsebene dominiert die Inhaltsebene.
Jede Kommunikation enthält eine Botschaft von A zu B, wobei ein Inhalt vermittelt wird. Nun findet Kommunikation ja stets zwischen Menschen statt, "die sich etwas zu sagen haben". Sei es der Austausch zwischen Verkäufer und Kunde, zwischen Arzt und Patient, Lehrer und Schüler, zwischen Verliebten oder Kollegen. Stets ist die Beziehung der beiden zueinander bedeutender als der sachliche Inhalt des Übermittelten.

Man sollte sich stets vor Augen führen, dass der Inhaltsaspekt im Vergleich zum Beziehungsaspekt meist in den Hintergrund gerät (Ausnahmen sind rein technische Informationen, wie zum Beispiel zwischen Fluglotsen und Piloten). Wie oft jedoch wird übersehen, dass wir Menschen keine befehlsorientierten Roboter sind, sondern gefühlsgesteuerte Lebewesen, die vielfach ihr Selbstwertgefühl aus der aktuellen Kommunikationskultur beziehen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Freitag, 19. März 2010

Seien Sie ehrlich! (zu sich selbst)

"To thine own self be true" gibt uns Shakespeare als Lebensweisheit mit. Und zeigt uns damit auch eine der wichtigsten Regeln in der Partnerschaft auf. Voraussetzung für jede funktionierende Partnerschaft ist, dass sich die Partner authentisch verhalten.

Das können Sie eben nur, wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, das heißt: Wenn Sie sich akzeptieren, auch Ihre 'schlechten' Seiten nicht verleugnen und sich kleine Fehler (die ja bekanntlich erst symphatisch machen) offen eingestehen.

Dass diese Wahrheit heute genauso wie zu Shakespeare's Zeiten gilt, belegt eine Studie der Psychologin Dr. Amy Brunell von der Ohio State University. Bei insgesamt 60 Paaren untersuchte sie die Beziehungsqualität, die Zufriedenheit sowie die Authentizität der Partner und fand deutliche Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren.

Interessant dabei: Die positiven Zusammenhänge zeigten sich vor allem bei Männern: Sobald sich Männer authentisch verhielten, wurde die Beziehung deutlich besser: Ihre Partnerinnen waren deutlich glücklicher und verhielten sich auch so. Bei Frauen spielte die Authentizität seltsamer Weise keine solch große Rolle. Dr. Brunell erklärt den Befund mit Hilfe traditioneller Rollenverteilung: In Beziehungen sind vor allem die Partnerinnen für die Beziehungshygiene verantwortlich. Sind nun die Männer authentisch, mit sich im Reinen und wissen, was sie wollen, dann wird die Beziehungspflege für die Frauen viel einfacher. Nichts ist auf Dauer schlimmer, als mit jemandem zusammen zu sein, der heute so und morgen ganz anders ist.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Amy B. Brunell, Michael H. Kernis, Brian M. Goldman, Whitney Heppner, Patricia Davis, Edward V. Cascio, Gregory D. Webster. Dispositional authenticity and romantic relationship functioning. Personality and Individual Differences, 2010

Dienstag, 16. März 2010

"Man kann nicht nicht kommunizieren"

Die Aussage im Titel stammt vom berühmten Kommunikationsforscher Paul Watzlawick. Das ebenso berühmte Beispiel dazu:

Selbst die minimalste Kommunikation - auf der Parkbank sitzt ein toter Mensch - kommuniziert noch diese Botschaft: dass hier ein Toter auf der Parkbank sitzt (eine nicht beabsichtigte nicht verbale Kommunikation, die erhebliche Aufregung und Aufmerksamkeit erzeugen kann).

Aber auch bei weniger makabren Situationen gilt stets der Satz, dass es unmöglich ist, nicht zu kommunizieren. Wenn Sie schweigen ebenso wie wenn Sie sich entfernen, wenn Sie das Thema wechseln ebenso wie wenn Sie sich umdrehen (Ausnahme-Illusion: Als Kinder glauben wir noch tatsächlich daran, dass wenn wir uns selbst die Augen zuhalten, wir für alle anderen unsichtbar sind).


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Freitag, 12. März 2010

Was tun gegen Morgenmuffel?

Folge 2(2). Tips für Partner einens Morgenmuffels.

Das Stichwort heißt "lassen". Behandeln Sie Ihren Partner wie ein krankes Pferd oder ein autistisches Kind (aber nur morgens). Ab etwa 10 Uhr, aber spätestens Mittags ist er wieder "normal".
Da ein Ehestreit meist die Folge einer oder mehrerer Enttäuschungen ist, meiner Ansicht nach Enttäuschungen aber nur die Folge unrealistischer Erwartungen sind, können Sie Enttäuschungen sowie Streit vermeiden, wenn Sie akzeptieren, dass Ihr Partner ein Morgenmuffel ist.
Vermeiden Sie folgende Fehler:
  • Keinesfalls morgens wichtige Themen besprechen: Wann gehen wir...
  • Sie sollten überhaupt selten "wir" sagen, da der Morgenmuffel morgens noch nicht teamfähig, also noch nicht partnerschaftsorientiert ist. Er braucht seine sämtliche Energie dafür, sich zu sortieren.
  • Keine Entscheidungen erwarten für den Tag: Was möchtest Du heute Mittag essen?
Dafür viel mehr Großherzigkeit üben: Wer sich etwas gönnt, also Geschenke, Komplimente, Liebe von anderen annimmt, tankt damit auf und kann so toleranter und großzügiger sein. Machen Sie damit Ihrem Partner den Morgen etwas süßer!
Womit Sie immer gewinnen können für sich, für Ihren Partner und gemeinsam: das ist Humor. Lernen Sie, über sich selbst zu lachen, damit lösen Sie sich und Ihren Partner von dem Anspruch, perfekt und vollkommen sein zu müssen.
Versuchen Sie morgens einmal freudig in den Spiegel zu lächeln: Sie werden feststellen, dass Ihnen ein Gesicht freudig entgegenlächelt.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 9. März 2010

Emotionen - Grundformen menschlicher Kommunikation

Hier kommt ein kleines Quiz für Sie: Werfen Sie einen Blick auf das folgende Bild. Versuchen Sie nun, den Gesichtern die 6 menschlichen Grundemotionen zuzuordnen: Wut, Freude, Trauer, Ekel, Überraschung und Furcht.

Die Auflösung (im Uhrzeigersinn von links oben beginnend): Freude, Überraschung, Angst, Trauer, Ekel, Wut.

Studien der Forschergruppe um den US-Psychologen Paul Ekman zeigen, dass diese 6 'Basisemotionen' überall auf der Welt gleich ausgedrückt werden - ohne Ausnahme. Man nimmt deshalb an, dass Sie genetisch bedingt sind. Das Faszinierende an diesen Gesichtsausdrücken ist, dass man sie kaum verbergen kann, wenn man die dahinter liegenden Emotionen stark fühlt. Pokerspieler und Geheimagenten mögen zwar darauf trainiert sein, sich Freude, Ärger oder Angst nicht anmerken zu lassen. Aber auch sie sind nicht völlig dagegen immun, ihre Emotionen zu verbergen.

Evolutionsbiologen nehmen an, dass die Basisemotionen früher das Überleben sicherten. Sie erschienen unwillkürlich, sobald einer auf Nahrung (Freude), einen Feind (Furcht), einen Konkurrenten (Wut) oder verdorbenes Wasser (Ekel) traf. Sie zeigten damit automatisch allen Herdenmitgliedern sehr schnell, was Sache war.

Auf US-Flughäfen macht man sich die Basisemotionen inzwischen auch zunutze. Geschultes Personal sowie erste Prototypen von Computerprogrammen erkennen die Basisemotionen anhand der Gesichtszüge. Insbesondere Furcht und Wut zu erkennen, kann hier eventuell entscheidend sein.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Freitag, 5. März 2010

Was tun gegen Morgenmuffel?

Folge 1(2): Tips für den Morgenmuffel selbst:

Morgenmuffel sind meist selbst gestraft genug damit, dass sie morgens sich und die Umwelt und gar nichts mögen. Allein schon vor dem Badezimmerspiegel sagen sie sich: "Du gefällst mir zwar nicht, aber ich wasche Dich trotzdem". Das bedeutet konkret, sich etwas mehr disziplinieren und dem Partner lediglich sagen: "Ich mag noch nicht reden", dann weiß der Partner bescheid, und man hat den Respekt dem Partner gegenüber gewahrt. Weiterhin empfehle ich als konkrete Tips:
Zeitunglesen, das sortiert das Gehirn, es adaptiert, das heißt passt das Wachbewusstsein an die Wirklichkeit an.
Radiohören. Das bringt einen schrittweise, also von einem Moderatorbeitrag zum anderen, mehr in die Alltagsrealität hinein.
Nebensächlichkeiten bereden: Die Zahnpasta ist alle; am Samstag gönne ich mir das neue Buch...

Doch wie kann man sich die Tendenz zum Morgenmuffel von der Wurzel her selbst abgewöhnen?
Das Stichwort heißt "nachreifen". Persönliche Reife bedeutet:
1. sich besser kennen und wissen, was einem schadet und was einem nutzt;
2. Lebensbezüge schaffen, wo man mehr Freude als Last empfindet und
3. mit Notwendigkeiten, auch wenn sie im Augenblick lästig erscheinen, nicht hadern, sondern sie verändern, oder wenn sie nicht veränderbar sind, sie ertragen lernen.

Nächste Folge: Tipps für die Partner von Morgenmuffeln!

gepostet i.A. von Dr Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 2. März 2010

Gute Stimmung macht neue Erfahrungen attraktiver

Glückliche Kinder erkunden ihre Umgebung, haben Spaß an neuen Dingen und freuen sich in der Regel, wenn etwas Neuartiges, Unbekanntes geschieht (solange es nicht laut, heiß, kalt, oder nass ist). Kinder in einer schlechten Stimmung dagegen klammern sich an die Hosenbeine ihrer Eltern und beschäftigen sich mit bekannten Dingen.

Genauso geht es uns auch im Erwachsenenalter noch: Sind wir in guter Stimmung, so probieren wir eher einmal das neue Restaurant mit dem traumhaften Blick am anderen Ende der Stadt aus. Fühlen wir uns nicht so gut, gehen wir eher ins Restaurant um die Ecke oder bleiben zuhause.

Eine Forschergruppe aus San Diego untersuchte diesen oft beobachteten Zusammenhang von Stimmung und Offenheit für neue Erfahrungen nun erstmals experimentell im psychologischen Labor und konnte die Vermutung bestätigen. Sie zeigten ihren Versuchspersonen bestimmte Muster und versetzten sie danach wahlweise in gute oder schlechte Stimmung, indem sie sie von freudigen oder traurigen Lebensereignissen erzählen ließen. Anschließend sollten die Teilnehmer verschiedene Muster bewerten, von denen manche neu waren und andere bereits zuvor betrachtet worden waren. Waren die Teilnehmer in schlechter Stimmung, bewerteten sie die vertrauten Muster besser. Waren sie gut gelaunt, gefielen ihnen die neuen Muster besser.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: UC San Diego (2010). Feeling blue? You'll shun the new. ScienceDaily.